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Jetzt entdecken: Das Herrenhaus in Wohldorf-Ohlstedt

Es hat eine 300-jährige Geschichte. Erleben Sie das Herrenhaus am „Tag des offenen Denkmals“ einmal life! Am Samstag, den 11. September um 14 Uhr können Sie es besuchen.

Der „Tag des offenen Denkmals“ will Geschichte erlebbar machen. Wo sich heute das Herrenhaus Wohldorf befindet, erhob sich einst die Burg Wohldorf als Sitz der Schauenburger Grafen. Auf den Ruinen der Burg standen später zwei Herrenhäuser von 1440 und 1489. 

Die Geschichte des Wohldorfer Herrenhauses reicht 300 Jahre zurück. In den Jahren 1712 bis 1713 wurde es im Auftrag des Hamburger Rats als Amtssitz für die Waldherren – so hießen damals die Senatoren, die mit der Verwaltung der Walddörfer betraut waren – errichtet. Später wird es zum „Lusthaus“, das den Spitzen der Verwaltung zur Erholung diente. Mittlerweile ist das denkmalgeschützte Gebäude, das sich heute als schmucker Backstein-Fachwerkbau präsentiert, im Innern etliche Male umgebaut worden. Doch äußerlich, wie alte Fotografien und Zeichnungen beweisen, ist er fast original erhalten. Wer heute von der Herrenhausallee kommend, den Auewanderweg entlang in Richtung Wohldorfer Wald spaziert, kann einen Blick auf das reizvolle Anwesen werfen, das auf einer kleinen, von einem Wassergraben umgebenen Insel, liegt. Naturfreunden erschließt sich hier der Reiz einer jahrhundertealten Kulturlandschaft. Wohldorf- Ohlstedt, ganz besonders das alte Wohldorf, ist mit seinen vielen erhaltenen historischen Gebäuden, die den kleinen Siedlungskern bis heute prägen, und seiner vielseitigen Natur einer der idyllischsten Stadtteile Hamburgs. So ist die Herrenhausallee am Mühlenteich mit ihren Ausflugslokalen idealer Start- und Zielpunkt für natur- und heimatkundliche Wanderungen durch den Wohldorfer Wald, der Wohldorf und Ohlstedt miteinander verbindet. Von dort aus sind die wichtigsten historischen Gebäude – die Wohldorfer Kornmühle, die Landarbeiterhäuser, die Kupfermühle und eben auch das Wohldorfer Herrenhaus – gut zu Fuß zu erreichen. Die Sehenswürdigkeiten – allesamt architektonische Kostbarkeiten – sind vor Ort gut beschrieben.

Die Geschichte des Herrenhauses ist wechselhaft. Während der französischen Herrschaft wird das Herrenhaus 1811 meistbietend für 300 Mark jährlich an den Kaufmann Paul Trummer (Vater des Schriftstellers Dr. Carl Trummer) verpachtet, nachdem Mobiliar und Inventar auf Befehl der neuen Behörde verkauft wurden. Trummer unterhält das Haus fünf Jahre lang. 1816 bittet er den Senat, von seinem noch bis 1820 laufenden Vertrag zurücktreten zu dürfen, was der Senat ein Jahr später genehmigte. 1818 protokolliert Senator Jenisch, dass das Herrenhaus den Waldherren wieder zur Verfügung stehe. 1820 wird es wieder möbliert. Für den damaligen Waldherren Johann Heinrich Bartels, der noch im selben Jahr Bürgermeister von Hamburg wird, ist das Haus in dieser Zeit der „angenehmste Aufenthalt“. Nach dem Abzug der Franzosen wurde zunächst die alte Ordnung wiederhergestellt. Allerdings wurde zu diesem Zeitpunkt schon seit längerem Kritik insbesondere an der traditionellen Sonderstellung der geistlichen Besitzungen und der daraus resultierenden Zersplitterung der einzelnen Gebiete laut. Nach jahrelangen Verhandlungen zwischen Rat und Bürgerschaft trat schließlich zwischen 1830 und 1835 eine grundlegende Neugliederung des Hamburger Landgebietes in Kraft.

Im Zuge der Reorganisation der Landgebiete verliert das Herrenhaus seine amtliche Bedeutung.

Ausstattung und Unterhaltung erfolgen jedoch weiterhin auf Staatskosten. 1832 werden in und am Haus sogar noch einige bauliche Veränderungen vorgenommen. Denn Senats- und Kämmereimitglieder hatten einen anderen Verwendungszweck für das Haus gefunden. Künftig sollte es ihnen als sommerliche Residenz zur Verfügung stehen. 27 Jahre lang – von 1898 bis 1924 – diente das Herrenhaus den Spitzen der Verwaltung als sommerliches Domizil. Im Winter wurde es nicht genutzt. Währenddes Ersten Weltkriegs konnte es nicht mehr im notwendigen Maße gepflegt und gewartet werden.

Während der Zeit des Nationalsozialismus diente es den Nazigrößen und geriet nach demKrieg etwas in Vergessenheit.

Ab 1962 gab es dann Überlegungen, das traditionsreiche baulich reizvolle Haus vor dem Verwohnen zu schützen, es im alten Stil wieder einzurichten und der Bevölkerung zugänglich zu machen. Den Anstoß gab Alfred Toepfer, im Kontakt mit Herbert Weichmann – dem damaligen Bürgermeister der Hansestadt (1965 bis 1971 im Amt). Der Hamburger Kaufmann und Mäzen hatte 1964 das Staatsgut Wohldorf durch einen Pachtvertrag vor dem Abriss gerettet und auf Vordermann gebracht. 

In den kommenden Jahren entwickelte sich das ganzjährig geöffnete Haus durch den neuen Hausherren und die Alfred-Töpfer-Stiftung zu einem kulturellen Anlaufpunkt. Zu den Prominenten,

die das Gästehaus der Stiftung ebenfalls nutzten, gehörten 1971 unter anderem die britische Primaballerina Margot Fonteyn de Arias sowie Astrid Lindgren, die auf Einladung des Oetinger Verlags in Duvenstedt mehrfach in Hamburg weilte und im Wohldorfer Herrenhaus wohnte. Dort wird 1987 auch die Feier zum 80. Geburtstag der bekannten und beliebten Schriftstellerin ausgerichtet.

Am 6. Juli 1996 erwirbt der Hamburger Kaufmann Günther Sawitsch des Herrenhaus, der es mit seiner Ehefrau ab März 1997 bewohnt und aufwendig sanierte. Er wird am 3. September den Gästen mit seinem Freund Wolfgang E. Buss für Fragen zur Verfügung stehen.

Treffpunkt: Herrenhaus in Wohldorf-Ohlstedt, Herrenhausallee 4, Führung: Sa. 14 Uhr, mit dem Hausherren Günter Sawitsch und Wolfgang E. Buss (Dauer 1 Std.), nur nach Anmeldung bis 3. September möglich bei petra.stieger@bkm.hamburg.de. 

Hier die offizielle Broschüre über das Herrenhaus lesen:

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Dresden: Roman über die letzten Jahre der DDR.

In einem Literatur-Talk spricht Wolfgang E. Buss mit dem Volksdorfer Autoren Prof. Dr. Michael Göring über sein neues Buch “DRESDEN”. (Jetzt als kostenlosen Podcast zu hören!) Es beschreibt die letzten Jahre der DDR – von 1975 bis 1989. Während zahlreicher Reisen und Besuchen in die DDR begegnet der westdeutsche “Fabian” den Menschen im anderen Deutschland und beschreibt diese Phasen wunderbar detailreich.

Er war lange der Chef der Hamburger ZEIT-Stiftung. Und er hatte ein “Hobby”, Romane schreiben: Der Volksdorfer Michael Göring. Nun hat er ein neues Buch veröffentlicht.  Es ist eine Familiengeschichte über die letzten Jahre der DDR. Denn dort kennt sich der Autor aus. Er selbst fuhr bereits 1975 das erste Mal in die DDR. Und knüpfte dort Freundschaften. Die sich so entwickelten, dass er immer wieder in den Osten fuhr, meistens nach Dresden.

Und aus diesen reichen Erfahrungen hat er heute, 30-50 Jahre später, diesen Roman geschrieben. Im Gespräch verrät er mir auf die Frage, wie der Detailreichtum dieser Erzählung entstehen konnte, und dass er bereits damals seine Erfahrungen in Form von Notizen und Tagebuchseiten aufgeschrieben hat.

Im Mittelpunkt steht „Fabian“, ein neugieriger Student aus der BRD, der in genau dieser Zeit immer wieder in die DDR reiste. Ist Fabian eigentlich Michael Göring, „Dresden“ ein Stück Autobiografie? Göring beschreibt „wunderbare Menschen“ in der DDR, die in einem schwierigen System, indem sie immer wieder Angst haben mussten, dass die Stasi mithörte. Und wo man immer Gefahr lief, wenn man mal einen “klugen Gedanken” äußerte, ins Interesse der Behörden geriet. Doch es gab auch eine sehr intakte, integre Bevölkerung, so die Erinnerungen Görings.

Als er mit seinem Westauto in die DDR fuhr, traf er auf viele interessierte, meist junge Menschen, erzählt Göring im Podcast. Einen Wunsch hatten sie alle, der sie verband: Sie wollten Reisen! Andere Menschen, andere Länder kennenlernen – und nicht nur in den Ostblock. Das Volk hungerte danach, überall hin reisen zu dürfen. „Und später wurde daraus der Wunsch nach Freiheit“ fügt der Autor an. 

Der Roman beschreibt die Dresdener Familie, deren 18-jähriger Sohn versucht, durch die Elbe zu schwimmen, um in den Westen zu gelangen. Er wird aufgegriffen, ins Gefängnis gesteckt, der Vater darf nie wieder ins Ausland reisen.

Die Hauptfiguren des Romans sind gebildete, Kunst- und Musik begeisterte Dresdner. 

Wolfgang E. Buss fragt nach: „Ich bin nur einziges mal in die DDR gefahren, mit dem Auto nach Ostberlin. Doch die Schikanen und Erniedrigungen, die ich an den Grenzkontrollen über mich ergehen lassen musste, von ganz kleinen Leuten, haben mich so angewidert, dass ich mir schwor, mir das nie wieder anzutun. Wie ging es Ihnen bei Ihren vielen DDR-Reisen?“ „Nun, das war wirklich eine Tortur, lächerlich, einfach fürchterlich – besonders an den Übergängen in Berlin. Aber ich dachte, das sind zwei blöde Stunden an den Grenzkontrollen, dann bist du wieder auf der anderen Seite, aber dann war es für mich irgendwie abgehakt.

Der Roman endet mit dem Ende der DDR, beschreibt also noch den politischen Wandel und den Aufbruch. Kai, der einst versuchte, durch die Elbe schwimmend in den Westen zu fliehen und dafür im Knast landete, sitzt plötzlich in einem der 14 Flüchtlingszüge von Ungarn nach in die BRD, Genscher hatte in seiner legendären Rede die Ausreisegenehmigung angekündigt.  

Wird es noch eine Fortsetzung – einen Nachwende-Roman geben? Was wurde aus den Träumen der Dresdner Protagonisten vom goldenen Westen? Blühende Landschaften oder tiefe Enttäuschungen?

Michael Göring wird in Zukunft mehr Zeit haben zum Schreiben. Und der Gedanke, die Entwicklung eines gemeinsamen Deutschlands, des Zusammenwachsens, ebenso wie die bis heute gebliebenen Unterschiede zwischen Ost und West, zu beschreiben, ist im Autor bereits präsent. Die Wahl in Sachsen-Anhalt hat aktuell noch einmal Anlass gegeben, die Unterschiede zu thematisieren. Wir dürfen gespannt sein.

Hören Sie das ganze Gespräch mit dem Autoren in einem spannenden Podcast:

https://magazine.hamburg/alstercast-ueber-dresden-ein-literatur-talk-mit-prof-dr-michael-goering/

Buchhinweis:

Michael Göring: DRESDEN, Roman einer Familie. 300 Seiten, Osburg Verlag, 24,- Euro (auch als Hörbuch erhältlich)

Grafik: Bilder Dresden und Göring auf CANTO.

Fotos: David Ausserhofer. (Portraits Göring)

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Musikliebhaber und ihre Gitarre

Nachwuchsförderung at it´s best! Der in Hummelsbüttel ansässige Verein “GitarreHamburg.de” bietet viel Musik, tausende Gitarrenklänge und viel Engagement! Alles dreht sich um das Instrument mit den sechs Seiten.

Als der im schönen Alstertal ansässige Gitarrenlehrer Christian Moritz vor rund 20 Jahren die Website GitarreHamburg.de veröffentlichte, ahnte nicht einmal er selbst, was sich aus der Idee eines Austauschportals für Gitarreninteressierte entwickeln würde. Mittlerweile firmiert GitarreHamburg als gemeinnützige GmbH und ist Träger vieler erfolgreicher Projekte rund um die Nachwuchsförderung junger Gitarristen in der Hansestadt.

Im Zentrum der Arbeit steht das JugendGitarrenOrchester-Hamburg, das Preisträger des Deutschen Orchesterwettbewerbs 2012 sowie 1. Preisträger im Landesorchesterwettbewerb Orchestrale in 2011, 2015 und 2019 wurde, mit fünf vielbeachteten CD- und DVD-Produktionen auf sich aufmerksam machte und in diesem Jahr vom 12. – 15.08.2021 sein fünfzehnjähriges Bestehen feiert. Mit den JGOH-Juniorteams- Nord und Ost verfügt es über zwei eigene Nachwuchsorchester. In dem sozial schwierigen Umfeld von Hamburg Billstedt initiierte GitarreHamburg zudem in 2018 ein Projekt, in dem mittlerweile weitere 80 Kinder kostenlosen Gitarrenunterricht erhalten.

Im Rahmen der Hamburger Gitarrentage und des Hamburger Gitarrenfestivals – Kulturpreisträger Hamburg-Nord 2010 – werden regelmäßig Konzerte, Kurse, und Workshops veranstaltet, bei denen der Nachwuchs in den ganz direkten Kontakt mit den weltbesten Gitarristen der unterschiedlichsten Stilrichtungen kommt, um von ihnen zu lernen und mit ihnen aufzutreten.

Von 2003 bis 2021 erspielte sich der Nachwuchs auf dieser Basis sagenhafte 226 Preise im Wettbewerb Jugend musiziert, bis hin zu ersten Bundespreisen mit Höchstpunktzahl. 

Selbst Corona konnte das Engagement von GitarreHamburg nicht stoppen. Schnell wurden alle Angebote digitalisiert und sogar ein kostenloser YouTube-Gitarrenkurs auf für Kinder produziert. Mit „feat. JGOH“ konnte das JGOH im April dieses Jahres sogar eine neue DVD präsentieren.

Mehr Informationen für Kinder und Jugendliche, die in einem Orchester mitspielen oder in einer Gitarrenklasse mit dem Gitarrelernen beginnen möchten: www.gitarrehamburg.de.  

(Fotos: CANTO “Gitarre Hamburg”)