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Politik & Gesellschaft

Die neue Basis

Immer wieder gründen sich neue Parteien. Die „Basisdemokratische Partei Deutschland“ hat es auch getan und hat aus dem Stand bereits über 25.000 Mitglieder gewonnen. Sie ist Deutschlands neunt-größte Partei – nach der AfD. Ein großer Anfangserfolg. Nun treten sie zur Bundestagswahl an. Wolfgang E. Buss lud Basis-Vertreter aus dem Alstertal zu einem Gespräch ein.

Parteien zu gründen ist eine vornehme Aufgabe der Demokratie. In unserer Verfassung ist das fest verankert. Artikel 21 definiert das so: ‚Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit. Ihre Gründung ist frei. Ihre innere Ordnung muss demokratischen Grundsätzen entsprechen. Sie müssen über die Herkunft und Verwendung ihrer Mittel sowie über ihr Vermögen öffentlich Rechenschaft geben’.

Die Argumente für eine Parteigründung liegen meist in der Unzufriedenheit ihrer Gründer und Mitglieder mit den bestehenden politischen Strukturen. Sie wollen es besser machen. So ging es auch dem Bergstedter Volker Schwikowski , aktuell Pressesprecher der Basis, sowie dem Alstertaler Steuerberater und Finanzexperten Jörn Böttcher. Er ist selbstbewusst und stellvertretender Vorsitzender der neuen Partei im Landesverband Hamburg und ihr Direktkandidat für die Bundestagswahl im Bezirk Hamburg Nord.

Doch warum genau hat er sich für die Mitarbeit dieser neuen Partei entschlossen? Böttcher übt in seiner Antwort zunächst viel Kritik an den bestehenden politischen Strukturen: Zerrüttete Staatsfinanzen, Schuldenunion, aufgeweichte Mastrichtkriterien, weltweit höchste Steuern und Abgabenlast bei den weltweit höchsten Energiepreisen, die Bildungsmisere, ungesteuerte Migration – und dann nennt er noch die miserable Corona-Politik. Genügend Gründe, eine neue Partei zu gründen, so Böttcher. 

Die Basis ruht auf den vier Säulen: Freiheit, Machtbegrenzung, Achtsamkeit und Schwarmintelligenz. Doch was ist der Unterschied zwischen einer „normalen“ Demokratie und der Basis-Demokratie? Der Abgeordnete muss der Meinung der Parteimitglieder folgen, der durch „Konsensierung“ herbeigeführt wird. „Das kann man auch Schwarmintelligenz nennen“, so Schwikowski in unserem Gespräch. „Die Weisheit der Vielen – nach der alle handeln“, fügt er hinzu. Der Begriff „Achtsamkeit“ fällt in diesem Zusammenhang, ein Aspekt, der im bisherigen Parteienspektrum nicht vorkommt, ebenso wenig wie der Begriff „Glück“. 

Machtbegrenzung aber sei wichtig: „71 Abgeordnete im Finanzausschuss der Bundestages sitzen 2.000 bezahlte Lobbyisten gegenüber. Sie steuern die Politik mit Geld“, so Böttcher und dem will die Basis entgegenwirken. Ferner kritisiert er, wohin sich unsere Demokratie nach seiner Beobachtung entwickelt hat: Polizei, Staatsanwaltschaften, Gerichte, Gewerkschaften, Verbände, der Rundfunkrat, alle seien unterwandert und besetzt mit Menschen, die sich ihre Positionen nicht durch Qualifikation erworben haben, sondern einfach durch das richtige Parteibuch. Alles diene nur den bestehenden Parteien und ihrem Machterhalt. 

Ich frage noch einmal nach, wie wollen die Polit-Neulinge der Basis konkret etwas verändern in den vielen Bereichen und Politifeldern? Außen, Sicherheit, Finanzen, Soziales, Klima? Man will zunächst im Kleinen die globalen Zusammenhänge beobachten und dann im Wahlprogramm finalisieren. Das klinge etwas naiv, räumt Böttcher ein, ohne Macht und Medien, aber mit den Menschen sei es machbar. Und die wollen sie gewinnen, ihnen Wertschätzung geben. Statt nur einmal im Jahr die Pflegekräfte zu beklatschen, wollen sie sie aktiv von zu hohen Steuern entlasten. Als Steuerberater kennen er sich aus, wie nicht Selbstständige und Selbstständige von der Lohn- und Einkommensteuer befreit werden können. Nur „passive Einkünfte“ will die Partei weiter besteuern, also „leistungslose Einkommen“, wie die Wertsteigerung von Immobilien und Aktien. Und natürlich Kapitalgesellschaften. Endlich müssten auch die multinationalen Konzerne richtig besteuert werden. Das klingt radikal, so Böttcher zu diesen Forderungen, aber es sei finanzierbar, dazu hat er bereits viel erarbeitet. Eine weitere Forderung: Die „Politikerhaftung“, jeder in der Politik müsse für seine Fehler selber haften. Und Qualifikation: Als Bankkaufmann soll keiner Gesundheitsminister werden können. Nur Experten will die Basis in der Politik sehen.

Ihren Ursprung allerdings sieht die Basis in der Corona-Politik. Manche Medien bezeichnen die Partei daher als „Corona-Protestpartei“. Werden doch Namen im Mitgliederverzeichnis genannt, die als „Corona-Leugner“ abgekanzelt wurden, wie der Mediziner und ehemalige SPD-Abgeordnete Dr. Wolfgang Wodarg. Er ist Spitzenkandidat für die Bundestagswahl der „Basis” in Mecklenburg-Vorpommern. Ebenfalls kandidiert der emeritierte Mikrobiologe Prof. Dr. Sucharit Bhakdi mit seiner Frau Karina Reiß für Nordrhein-Westfalen. Auch er wurde in den Medien nahezu tot geschwiegen – findet im Netz allerdings eine große Verbreitung. Sie wollen ausdrücklich keinen Druck auf Menschen ausüben, die sich nicht impfen lassen wollen. Daher arbeiten sich die „Mainstream-Medien“ und die den „Altparteien“ nahestehenden Journalisten derzeit an der Basis ab. Wer hier recherchiert, trifft ausschließlich auf Skepsis. Man will gefährliche „Querdenker und Andersdenkende“ identifiziert haben und sucht nach möglicher Nähe zu rechten oder linken Strömungen. Schnell wird die Partei zu einer Gruppe von Covidioten oder Aluhut-Trägern abqualifiziert. Das könnte der Partei schaden – oder sie stark machen. Denn ein Bürger freien Geistes kann auch als Kompliment verstanden werden. In diesem Zwiespalt stellt sich die Basis zur Wahl.

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Kultur

Jetzt entdecken: Das Herrenhaus in Wohldorf-Ohlstedt

Es hat eine 300-jährige Geschichte. Erleben Sie das Herrenhaus am „Tag des offenen Denkmals“ einmal life! Am Samstag, den 11. September um 14 Uhr können Sie es besuchen.

Der „Tag des offenen Denkmals“ will Geschichte erlebbar machen. Wo sich heute das Herrenhaus Wohldorf befindet, erhob sich einst die Burg Wohldorf als Sitz der Schauenburger Grafen. Auf den Ruinen der Burg standen später zwei Herrenhäuser von 1440 und 1489. 

Die Geschichte des Wohldorfer Herrenhauses reicht 300 Jahre zurück. In den Jahren 1712 bis 1713 wurde es im Auftrag des Hamburger Rats als Amtssitz für die Waldherren – so hießen damals die Senatoren, die mit der Verwaltung der Walddörfer betraut waren – errichtet. Später wird es zum „Lusthaus“, das den Spitzen der Verwaltung zur Erholung diente. Mittlerweile ist das denkmalgeschützte Gebäude, das sich heute als schmucker Backstein-Fachwerkbau präsentiert, im Innern etliche Male umgebaut worden. Doch äußerlich, wie alte Fotografien und Zeichnungen beweisen, ist er fast original erhalten. Wer heute von der Herrenhausallee kommend, den Auewanderweg entlang in Richtung Wohldorfer Wald spaziert, kann einen Blick auf das reizvolle Anwesen werfen, das auf einer kleinen, von einem Wassergraben umgebenen Insel, liegt. Naturfreunden erschließt sich hier der Reiz einer jahrhundertealten Kulturlandschaft. Wohldorf- Ohlstedt, ganz besonders das alte Wohldorf, ist mit seinen vielen erhaltenen historischen Gebäuden, die den kleinen Siedlungskern bis heute prägen, und seiner vielseitigen Natur einer der idyllischsten Stadtteile Hamburgs. So ist die Herrenhausallee am Mühlenteich mit ihren Ausflugslokalen idealer Start- und Zielpunkt für natur- und heimatkundliche Wanderungen durch den Wohldorfer Wald, der Wohldorf und Ohlstedt miteinander verbindet. Von dort aus sind die wichtigsten historischen Gebäude – die Wohldorfer Kornmühle, die Landarbeiterhäuser, die Kupfermühle und eben auch das Wohldorfer Herrenhaus – gut zu Fuß zu erreichen. Die Sehenswürdigkeiten – allesamt architektonische Kostbarkeiten – sind vor Ort gut beschrieben.

Die Geschichte des Herrenhauses ist wechselhaft. Während der französischen Herrschaft wird das Herrenhaus 1811 meistbietend für 300 Mark jährlich an den Kaufmann Paul Trummer (Vater des Schriftstellers Dr. Carl Trummer) verpachtet, nachdem Mobiliar und Inventar auf Befehl der neuen Behörde verkauft wurden. Trummer unterhält das Haus fünf Jahre lang. 1816 bittet er den Senat, von seinem noch bis 1820 laufenden Vertrag zurücktreten zu dürfen, was der Senat ein Jahr später genehmigte. 1818 protokolliert Senator Jenisch, dass das Herrenhaus den Waldherren wieder zur Verfügung stehe. 1820 wird es wieder möbliert. Für den damaligen Waldherren Johann Heinrich Bartels, der noch im selben Jahr Bürgermeister von Hamburg wird, ist das Haus in dieser Zeit der „angenehmste Aufenthalt“. Nach dem Abzug der Franzosen wurde zunächst die alte Ordnung wiederhergestellt. Allerdings wurde zu diesem Zeitpunkt schon seit längerem Kritik insbesondere an der traditionellen Sonderstellung der geistlichen Besitzungen und der daraus resultierenden Zersplitterung der einzelnen Gebiete laut. Nach jahrelangen Verhandlungen zwischen Rat und Bürgerschaft trat schließlich zwischen 1830 und 1835 eine grundlegende Neugliederung des Hamburger Landgebietes in Kraft.

Im Zuge der Reorganisation der Landgebiete verliert das Herrenhaus seine amtliche Bedeutung.

Ausstattung und Unterhaltung erfolgen jedoch weiterhin auf Staatskosten. 1832 werden in und am Haus sogar noch einige bauliche Veränderungen vorgenommen. Denn Senats- und Kämmereimitglieder hatten einen anderen Verwendungszweck für das Haus gefunden. Künftig sollte es ihnen als sommerliche Residenz zur Verfügung stehen. 27 Jahre lang – von 1898 bis 1924 – diente das Herrenhaus den Spitzen der Verwaltung als sommerliches Domizil. Im Winter wurde es nicht genutzt. Währenddes Ersten Weltkriegs konnte es nicht mehr im notwendigen Maße gepflegt und gewartet werden.

Während der Zeit des Nationalsozialismus diente es den Nazigrößen und geriet nach demKrieg etwas in Vergessenheit.

Ab 1962 gab es dann Überlegungen, das traditionsreiche baulich reizvolle Haus vor dem Verwohnen zu schützen, es im alten Stil wieder einzurichten und der Bevölkerung zugänglich zu machen. Den Anstoß gab Alfred Toepfer, im Kontakt mit Herbert Weichmann – dem damaligen Bürgermeister der Hansestadt (1965 bis 1971 im Amt). Der Hamburger Kaufmann und Mäzen hatte 1964 das Staatsgut Wohldorf durch einen Pachtvertrag vor dem Abriss gerettet und auf Vordermann gebracht. 

In den kommenden Jahren entwickelte sich das ganzjährig geöffnete Haus durch den neuen Hausherren und die Alfred-Töpfer-Stiftung zu einem kulturellen Anlaufpunkt. Zu den Prominenten,

die das Gästehaus der Stiftung ebenfalls nutzten, gehörten 1971 unter anderem die britische Primaballerina Margot Fonteyn de Arias sowie Astrid Lindgren, die auf Einladung des Oetinger Verlags in Duvenstedt mehrfach in Hamburg weilte und im Wohldorfer Herrenhaus wohnte. Dort wird 1987 auch die Feier zum 80. Geburtstag der bekannten und beliebten Schriftstellerin ausgerichtet.

Am 6. Juli 1996 erwirbt der Hamburger Kaufmann Günther Sawitsch des Herrenhaus, der es mit seiner Ehefrau ab März 1997 bewohnt und aufwendig sanierte. Er wird am 3. September den Gästen mit seinem Freund Wolfgang E. Buss für Fragen zur Verfügung stehen.

Treffpunkt: Herrenhaus in Wohldorf-Ohlstedt, Herrenhausallee 4, Führung: Sa. 14 Uhr, mit dem Hausherren Günter Sawitsch und Wolfgang E. Buss (Dauer 1 Std.), nur nach Anmeldung bis 3. September möglich bei petra.stieger@bkm.hamburg.de. 

Hier die offizielle Broschüre über das Herrenhaus lesen:

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People Politik & Gesellschaft

Einfach mal den Unternehmen Freiraum geben

FDP-Landeschef Michael Kruse ist empört über viele Schieflagen in der Hamburger Politik

Seit kurzem ist der Alstertaler Biotech-Unternehmer Michael Kruse Landesvorsitzender der Hamburger FDP. In einem faszinierenden Gespräch (als Podcast kostenlos hörbar!) spricht er über die Zukunft der Stadt Hamburg – und die zahllosen Versäumnisse rot-grüner Senatspolitik. 

Die FDP ist wieder da! Diesen Eindruck kann man derzeit gewinnen. Die rot-grünen Bevormundungen sind in Sachsen-Anhalt gnadenlos abgestraft worden. Doch wie steht es um Hamburg? Braucht hier noch irgendjemand die FDP? „Ja“, sagt Michael Kruse, „für eine bessere Politik in der Stadt! Die Corona-Politik des Senats hat das noch einmal sehr deutlich gemacht! Obwohl wissenschaftlich längst bestätigt ist, dass im Freien keine Infektionen stattfinden, hatte der Senat lange die Außengastromie geschlossen gehalten!“ Das hätten allen sehr deutlich gemacht, dass eine „freiheitliche“ Stimme dringend in der Stadt gebracht wird! „Wir müssen den Staat vom Menschen her denken“, so Kruse, und nicht umgekehrt.

Doch die Hamburger FDP hat einen Leidensweg hinter sich. Nur eine Abgeordnete stellen derzeit die Liberalen im Rathaus – die Hamburgerinnen und Hamburger entschieden sich mit überwältigender Mehrheit für Rot-grün.

Verkehr, Stadtentwicklung und Wohnungsbau standen im Vordergrund, da hatte die FDP wenig anzubieten. Die FDP-Kompetenzfelder Wirtschaft wurden nicht so stark wahrgenommen. Da soll sich etwas ändern. Doch welchen Change will die FDP vollziehen? „Wenn im Bereich Verkehr hier zum Beispiel ins Alstertal schaue, stelle ich fest, dass die Menschen hier verstört sind von der Verkehrspolitik des Senats, der nur noch auf Fahrradfahrer abzielt.“ Die Menschen werden zerrieben von dem Gedanken, dass sie sich entweder als Fahrrad- oder als Autofahrer definieren müssen. Dabei muss integriert gedacht werden. Wir seien doch, so Kruse, sowohl Nutzer der öffentlichen Nahverkehrs, sind Radfahrer, Fußgänger und Autofahrer. Mit dem Rad aus dem Alstertal täglich in die City zu fahren und zurück, als 100 Minuten täglich sich höchster Gefahr auszusetzen, erleben die Menschen hier als Zumutung.

Der Umgang mit Corona hat viele Hamburger Unternehmen an den Rand der Existenz gebracht worden. Und die versprochenen Corona-Hilfen kommen nicht an. Kruse: „Ich habe befreundete Gastronomen, die 8.000 Euro für ihren Steuerberater ausgegeben haben, um 7.700 Euro Corona-Hilfen zu bekommen!“ Da liege soviel im argen, das dringend aufgearbeitet werden muss. Andere haben, so Kruse, besondere Steuerprüfungen bekommen, weil das Finanzamt sagt, sie haben im Corona-Lockdown so wenig Umsatz angegeben, merkwürdig, dass wollen wir uns doch mal genauer ansehen! Kruse will jetzt jenen betroffenen Unternehmen Raum geben, um sich aus den Verlusten herauszuarbeiten. Genauer: 2021 und 2022 will Kruse keine Steuerprüfungen, keine Sozialversicherungsprüfungen, keine Statistikpflichten! Das soll später nachgeholt werden. „Wir verzeichnen einen tiefgreifenden Strukturwandel in der Stadt“, so Kruse, der dringend wahrgenommen werden muss. Als Beispiel nennt er das „Industrie-Filetstück“ in Hamburg Steinwerder, für das die Stadt 120 Millionen Euro ausgegeben hat. Es ist aber seit Jahren eine Brachfläche. Der Senat seie viel zu passiv. Als Beispiel nennt er die Firma Intel, die in Deutschland einen Standort sucht für ein neues Halbleiterwerk. „Warum steht bei denen keiner auf der Matte?“, fragt sich Kruse. Der Senat sei dafür zu selbstzufrieden, irgendwie läuft es ja, reiche wohl. Die Behörden, so wird kolportiert, sind stattdessen ausgelastet mit Gendersprache. Aktuelle Anweisung: Statt „die Lehrerin, der Lehrer, die Lehrerinnen und Lehrer“ darf nur noch: „die Lehrende, der Lehrende, die Lehrenden“ gesagt oder geschrieben werden. Für Industrieansiedlungen ist derzeit keine Zeit.

Die Zukunft der Stadt aber liegt in einem tiefgreifenden Strukturwandel. Wir leben, so Kruse, im Zeitalter der Biotechnologie. Als Beispiel nennt er die modernen Impfstoffe, die in kürzester Zeit entwickelt werden konnten. Hier sind gewaltige Zukunftschancen, die Hamburg aber nicht aufgegriffen hat. Die neuen Unternehmen siedeln sich woanders an. Hier müssen wir Kompetenz entwickeln. Das aber entsteht auch über die Vernetzung von Industrie mit Forschung und Lehre.

Auch die Digitalisierung hat dringend Nachholbedarf, so Kruse, ganz besonders in der Hamburger Verwaltung. Es gibt ein sogenanntes „Onlinezugangsgesetz“. Das regelt, dass die Hamburger Behörden alle wichtigen und relevanten Veraltungsprozess online regeln sollen. „Davon sind wir allerdings Jahre entfernt“, beklagt Kruse.

Michael Kruse bewirbt sich ebenfalls um einen Platz im Deutschen Bundestag. Hören Sie im Podcast, welche Bundespolitischen Weichen er stellen möchte, auch als Mitglied des FDP-Bundesvorstandes.

Jetzt das ganze Gespräch kostenlos als Podcast hören:

https://magazine.hamburg/alstercast-die-fdp-der-zukunft-ein-gespraech-mit-michael-kruse/
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Allgemein Kultur People Politik & Gesellschaft

Dresden: Roman über die letzten Jahre der DDR.

In einem Literatur-Talk spricht Wolfgang E. Buss mit dem Volksdorfer Autoren Prof. Dr. Michael Göring über sein neues Buch “DRESDEN”. (Jetzt als kostenlosen Podcast zu hören!) Es beschreibt die letzten Jahre der DDR – von 1975 bis 1989. Während zahlreicher Reisen und Besuchen in die DDR begegnet der westdeutsche “Fabian” den Menschen im anderen Deutschland und beschreibt diese Phasen wunderbar detailreich.

Er war lange der Chef der Hamburger ZEIT-Stiftung. Und er hatte ein “Hobby”, Romane schreiben: Der Volksdorfer Michael Göring. Nun hat er ein neues Buch veröffentlicht.  Es ist eine Familiengeschichte über die letzten Jahre der DDR. Denn dort kennt sich der Autor aus. Er selbst fuhr bereits 1975 das erste Mal in die DDR. Und knüpfte dort Freundschaften. Die sich so entwickelten, dass er immer wieder in den Osten fuhr, meistens nach Dresden.

Und aus diesen reichen Erfahrungen hat er heute, 30-50 Jahre später, diesen Roman geschrieben. Im Gespräch verrät er mir auf die Frage, wie der Detailreichtum dieser Erzählung entstehen konnte, und dass er bereits damals seine Erfahrungen in Form von Notizen und Tagebuchseiten aufgeschrieben hat.

Im Mittelpunkt steht „Fabian“, ein neugieriger Student aus der BRD, der in genau dieser Zeit immer wieder in die DDR reiste. Ist Fabian eigentlich Michael Göring, „Dresden“ ein Stück Autobiografie? Göring beschreibt „wunderbare Menschen“ in der DDR, die in einem schwierigen System, indem sie immer wieder Angst haben mussten, dass die Stasi mithörte. Und wo man immer Gefahr lief, wenn man mal einen “klugen Gedanken” äußerte, ins Interesse der Behörden geriet. Doch es gab auch eine sehr intakte, integre Bevölkerung, so die Erinnerungen Görings.

Als er mit seinem Westauto in die DDR fuhr, traf er auf viele interessierte, meist junge Menschen, erzählt Göring im Podcast. Einen Wunsch hatten sie alle, der sie verband: Sie wollten Reisen! Andere Menschen, andere Länder kennenlernen – und nicht nur in den Ostblock. Das Volk hungerte danach, überall hin reisen zu dürfen. „Und später wurde daraus der Wunsch nach Freiheit“ fügt der Autor an. 

Der Roman beschreibt die Dresdener Familie, deren 18-jähriger Sohn versucht, durch die Elbe zu schwimmen, um in den Westen zu gelangen. Er wird aufgegriffen, ins Gefängnis gesteckt, der Vater darf nie wieder ins Ausland reisen.

Die Hauptfiguren des Romans sind gebildete, Kunst- und Musik begeisterte Dresdner. 

Wolfgang E. Buss fragt nach: „Ich bin nur einziges mal in die DDR gefahren, mit dem Auto nach Ostberlin. Doch die Schikanen und Erniedrigungen, die ich an den Grenzkontrollen über mich ergehen lassen musste, von ganz kleinen Leuten, haben mich so angewidert, dass ich mir schwor, mir das nie wieder anzutun. Wie ging es Ihnen bei Ihren vielen DDR-Reisen?“ „Nun, das war wirklich eine Tortur, lächerlich, einfach fürchterlich – besonders an den Übergängen in Berlin. Aber ich dachte, das sind zwei blöde Stunden an den Grenzkontrollen, dann bist du wieder auf der anderen Seite, aber dann war es für mich irgendwie abgehakt.

Der Roman endet mit dem Ende der DDR, beschreibt also noch den politischen Wandel und den Aufbruch. Kai, der einst versuchte, durch die Elbe schwimmend in den Westen zu fliehen und dafür im Knast landete, sitzt plötzlich in einem der 14 Flüchtlingszüge von Ungarn nach in die BRD, Genscher hatte in seiner legendären Rede die Ausreisegenehmigung angekündigt.  

Wird es noch eine Fortsetzung – einen Nachwende-Roman geben? Was wurde aus den Träumen der Dresdner Protagonisten vom goldenen Westen? Blühende Landschaften oder tiefe Enttäuschungen?

Michael Göring wird in Zukunft mehr Zeit haben zum Schreiben. Und der Gedanke, die Entwicklung eines gemeinsamen Deutschlands, des Zusammenwachsens, ebenso wie die bis heute gebliebenen Unterschiede zwischen Ost und West, zu beschreiben, ist im Autor bereits präsent. Die Wahl in Sachsen-Anhalt hat aktuell noch einmal Anlass gegeben, die Unterschiede zu thematisieren. Wir dürfen gespannt sein.

Hören Sie das ganze Gespräch mit dem Autoren in einem spannenden Podcast:

https://magazine.hamburg/alstercast-ueber-dresden-ein-literatur-talk-mit-prof-dr-michael-goering/

Buchhinweis:

Michael Göring: DRESDEN, Roman einer Familie. 300 Seiten, Osburg Verlag, 24,- Euro (auch als Hörbuch erhältlich)

Grafik: Bilder Dresden und Göring auf CANTO.

Fotos: David Ausserhofer. (Portraits Göring)

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Musikliebhaber und ihre Gitarre

Nachwuchsförderung at it´s best! Der in Hummelsbüttel ansässige Verein “GitarreHamburg.de” bietet viel Musik, tausende Gitarrenklänge und viel Engagement! Alles dreht sich um das Instrument mit den sechs Seiten.

Als der im schönen Alstertal ansässige Gitarrenlehrer Christian Moritz vor rund 20 Jahren die Website GitarreHamburg.de veröffentlichte, ahnte nicht einmal er selbst, was sich aus der Idee eines Austauschportals für Gitarreninteressierte entwickeln würde. Mittlerweile firmiert GitarreHamburg als gemeinnützige GmbH und ist Träger vieler erfolgreicher Projekte rund um die Nachwuchsförderung junger Gitarristen in der Hansestadt.

Im Zentrum der Arbeit steht das JugendGitarrenOrchester-Hamburg, das Preisträger des Deutschen Orchesterwettbewerbs 2012 sowie 1. Preisträger im Landesorchesterwettbewerb Orchestrale in 2011, 2015 und 2019 wurde, mit fünf vielbeachteten CD- und DVD-Produktionen auf sich aufmerksam machte und in diesem Jahr vom 12. – 15.08.2021 sein fünfzehnjähriges Bestehen feiert. Mit den JGOH-Juniorteams- Nord und Ost verfügt es über zwei eigene Nachwuchsorchester. In dem sozial schwierigen Umfeld von Hamburg Billstedt initiierte GitarreHamburg zudem in 2018 ein Projekt, in dem mittlerweile weitere 80 Kinder kostenlosen Gitarrenunterricht erhalten.

Im Rahmen der Hamburger Gitarrentage und des Hamburger Gitarrenfestivals – Kulturpreisträger Hamburg-Nord 2010 – werden regelmäßig Konzerte, Kurse, und Workshops veranstaltet, bei denen der Nachwuchs in den ganz direkten Kontakt mit den weltbesten Gitarristen der unterschiedlichsten Stilrichtungen kommt, um von ihnen zu lernen und mit ihnen aufzutreten.

Von 2003 bis 2021 erspielte sich der Nachwuchs auf dieser Basis sagenhafte 226 Preise im Wettbewerb Jugend musiziert, bis hin zu ersten Bundespreisen mit Höchstpunktzahl. 

Selbst Corona konnte das Engagement von GitarreHamburg nicht stoppen. Schnell wurden alle Angebote digitalisiert und sogar ein kostenloser YouTube-Gitarrenkurs auf für Kinder produziert. Mit „feat. JGOH“ konnte das JGOH im April dieses Jahres sogar eine neue DVD präsentieren.

Mehr Informationen für Kinder und Jugendliche, die in einem Orchester mitspielen oder in einer Gitarrenklasse mit dem Gitarrelernen beginnen möchten: www.gitarrehamburg.de.  

(Fotos: CANTO “Gitarre Hamburg”)

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Politik & Gesellschaft

417.000 Euro aus Berlin für die Bergstedter Kirche

Die imposante Kirche in Bergstedt ist eines der ältesten Kirchengebäude im Hamburger Raum und ein prägendes Baudenkmal im Hamburger Norden. Leider gibt es vor allem im Innenraum der Kirche großen Sanierungsbedarf. Der Haushaltsausschuss des Bundestags hat dafür am Mittwoch eine Förderung in Höhe von 417.000 Euro beschlossen. Der gleiche Anteil wird auch von der Stadt Hamburg getragen. Gesamtsumme gerundet: 835.000 Euro.

Die Kirche wurde 1248 erstmal urkundlich erwähnt und um 1750 auf die heutige Fläche von rd. 430 m2 erweitert. Das Gebäude ist ein massiver Mauerwerksbau, der Kirchturm ist im oberen Teil als Fachwerk ausgeführt. Die das Innere der Kirche prägende Ausstattung stammt aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Darunter sind besonders wertvoll die Deckenausmalung, die große Glocke, ein Taufengel und eine Arp‐Schnittger Orgel. Finan

Finanzsenator Andreas Dressel, MdB Dorothee Martin und Peter-Christian Ochs von der Kirchengemeinde (v.l.) © privat

Dorothee Martin, SPD-Bundestagsabgeordnete für den Hamburger Norden: Die Bergstedter Kirche ist ein wahres Schmuckstück. Sie gehört nicht nur untrennbar zum Stadtteil, sondern ist weit darüber hinaus bekannt in Hamburg. Ich freue mich sehr, dass sich der Einsatz zur Förderung des Bundes gelohnt hat und die Sanierungsmaßnahmen aus dem Denkmalschutzprogramm unterstützt werden.”

Im Mittelpunkt des Sanierungsvorhabens steht die Restaurierung der historisch wertvollen Innenausstattung der Bergstedter Kirche. Besonders aufwändig werden die Arbeiten an der kleinen ArpSchnittgerOrgel im Altarraum sowie die Reinigung der Holzdecke im Kirchenschiff. Auch die Farbfassungen des holzgeschnitzten Altars sowie die Epitaphien und der Taufengel werden denkmalgerecht restauriert. Gestühl und Wände werden gereinigt und gestrichen. Um in Zukunft Schwärzungen des Inventars zu vermindern, soll ein Beleuchtungskonzept erarbeitet und umgesetzt werden, ohne dass die besondere Atmosphäre des bisher weitgehend durch Kerzen beleuchteten Kirchenraumes verloren geht. Eine weitere umfangreiche Aufgabe ist die Sanierung des Fachwerks am Kirchturm, wobei auch die Kirchturmuhr saniert wird. Darüber hinaus sollen Ausbesserungen am Mauerwerk und am Dach der Kirche vorgenommen werden. Auf dem Kirchhof sollen die Mauern und Friesenwälle ausgebessert werden. Die Denkmale und historischen Grabsteine sollen saniert und teilweise neu platziert werden. Außerdem sind Pflegemaßnahmen am Baumbestand notwendig. Im denkmalgeschützten Gemeindehaus sind die Erneuerung der Dachdeckung und Dämmmaßnahmen geplant.

Finanzsenator Dr. Andreas Dressel: “Die Kirche in Bergstedt ist ein prägendes Baudenkmal für die Walddörfer. Die Kirchengemeinde hat gute Pläne gemacht, wie bauliche Schäden angegangene werden. Ich freue mich über den Beitrag des Bundes dazu. Wir werden als Hamburger Senat unseren Beitrag als Kofinanzierung leisten – das ist mir persönlich auch ein Herzensanliegen!“

Pastor Richard Tockhorn, Vorsitzender des Kirchengemeinderates: „Diese notwendigen Sanierungsmaßnahmen mußten wir immer wieder zurückstellen, weil diese großen Maßnahmen aus den Eigenmitteln der Kirchengemeinde einfach nicht zu bezahlen wären. Wir sind dem Bundestag und der Stadt Hamburg sehr dankbar für diese Förderung. Damit bleibt die Bergstedter Kirche für viele Menschen auch über den Stadtteil hinaus ein wichtiger Ort zum Kraft schöpfen, für dankbare und fröhliche Feiern und für die stille Einkehr.

Peter-Christian Ochs, stellvertretender Vorsitzender des Kirchengemeinderates und Vorsitzender des Bauausschusses zum weiteren Verlauf: “Die Sanierungsarbeiten werden voraussichtlich noch im Sommer 2021 starten und Ende 2023 abgeschlossen sein.“

Aufmacherfoto: © Bezirksamt Wandsbek/Michael Pasdzior

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Was wird aus dem Hamburger Hafen?

Ein Hafen-Talk als Podcast mit dem Wandsbeker Hafenexperten Ingo Egloff (SPD).

Der Hafen Hamburg! Er legte einst das Fundament für Hamburgs Wohlstand. Er ist jenes „Tor zur Welt“, auf das die Hamburger seit Jahrhunderten stolz sind.

Im Mai diesen Jahres sollte sein 832. Geburtstag gefeiert werden, doch der fällt nun schon zum zweiten mal aus – weil die Stadt die Corona-Pandemie nicht in den Griff bekommt. Doch wird der Hafen in der Zukunft noch jene Bedeutung für die Stadt haben, die ihn einstmals auszeichnete? Darüber sprechen wir mit einem Mann, der es wissen muss: Ingo Egloff, Vorstand der Hafen Hamburg Marketing. Er war 20 Jahre Abgeordneter für die SPD in der Bezirksversammlung Wandsbek, dann zehn Jahre in der Hamburgischen Bürgerschaft, dort lange als Vorsitzender vom Wirtschafts-Ausschuss. Und er saß knapp drei Jahre im Deutschen Bundestag, bevor er Vorsitzender der Hafen Hamburg Marketing wurde.

Doch was macht diese Initiative, fragen wir Egloff: “Wir sind ein Verein, der auf der einen Seite Werbung macht und auf der anderen Seite knapp 300 Unternehmen aus der Hafen- und Logistikbranche vertritt. Und das weltweit. Wir sind so gut wie gar nicht in Hamburg tätig, denn hier muss keiner Werbung für den Hafen machen. Wir sind im so genannten “Hafenhinterland” tätig, auch auf anderen Kontinenten, in Asien zum Beispiel, in Shanghai, Hongkong oder Mumbai. Aber auch in einigen europäischen Ländern sind wir mit Repräsentanten vertreten. In Vor-Corona-Zeiten hatten wir ungefähr 120 Präsenzveranstaltung weltweit! Wir pflegen zu 600 bis 700 Journalisten weltweit Kontakte und zu ungefähr global 30.000 Unternehmen.”

– Und trotzdem hat der Hamburger Hafen weltweit an Bedeutung verloren. Rotterdam und Antwerpen sind längst deutlich größer. Woran liegt das? Egloff: “Das hängt mit entsprechenden Entwicklungen in der globalen Wirtschaft zusammen”, erklärt er. “Hamburg gehörte mal Anfang des 20. Jahrhunderts zu den drei größten Häfen der Welt – neben London und New York – von London redet niemand mehr und New York ist kleiner als Hamburg! Das hängt natürlich ein Stück weit mit der Situation der Schifffahrt zusammen. Wir haben auf Seiten der Reedereien große Allianzen erlebt, wenn vor zehn Jahren noch 20 Schifffahrtslinie zwischen Asien und Europa gefahren sind, das sind die Hauptmärkte, dann fahren jetzt noch acht, und die fahren in drei Allianzen. Das Geschäft wird im wesentlichen auch von denen gesteuert. Wenn eine Reederei beispielsweise einen Terminalverbund in Antwerpen hält, die MSC als zweitgrößte Reederei der Welt, dann versuchen die natürlich auch, an ihrem Terminal in Antwerpen viel abzuarbeiten. Weil sie da zweimal verdienen: Einmal auf der Terminal-Seite und auf der Seite der Schifffahrt.“ 

– Doch es gibt zur Entwicklung des Hafens noch eine Reihe weiterer Fragen: Wie können Rotterdam und Antwerpen 15 % billiger arbeiten als Hamburg? Und: Vermarktet Rotterdam seinen Hafen etwa auch besser, und was heißt das für uns?

– Wer nach Gründen sucht, begegnet schnell dem Problem des Hafenschlicks. Ständig setzen sich Sedimente im Hafen und in den Hafenbecken ab, die die Gezeiten in den Hafen tragen. Das ständig notwendige Baggern aber treibt die Kosten hoch. Wie ist das zu lösen? Werden die Containerschiffe, die zu uns kommen noch größer?

– Ein weiteres Problem unseres Hafens: Wir haben 18 Jahre! – nicht Monate –  lang einen Rechtsstreit durchgeführt, gegen zahlreiche selbsternannte Umweltverbände, inzwischen von gut verdienenden „Professionals” geführt, die mit dem Rückenwind Verbandsklagerecht alles zum Erliegen bringen können. Warum konnte der Senat sich da nicht durchsetzen, geht es doch um die Lebensnerv der Stadt? Hat das die Chinesen abgeschreckt – und Rotterdam und Antwerpen in die Hände gespielt?

  • Und damit entwickelt sich die wichtigste Frage: Wie steht es um die Zukunft des Hafens? Denn die Chinesen bauen mit der neuen Seidenstraße Zhengzhu bis zum Endpunkt Hamburg eine Güterbahn-Verbindung, auf der Container nur noch 14 Tage unterwegs sein werden. Der Seeweg dauert noch immer 30 Tage! 
  • Und als letzte Frage: Welche Maßnahmen stellt der Senat in Aussicht, um den Hafen zukunftssicher zu machen?

Hören Sie zu diesen Fragen die interessanten Antworten des Hafenexperten Ingo Egloff im Podcast:

https://magazine.hamburg/alstercast-der-hafen-talk-wie-geht-es-dem-hamburger-hafen-ingo-egloff-im-gespraech-mit-wolfgang-e-buss/
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Politik & Gesellschaft

Dennis Thering, CDU-Fraktionschef: “In der Bevölkerung herrscht große Verunsicherung!”

Der Hamburger CDU-Fraktionschef und Alstertaler Dennis Thering äußert sich zum Pandemiegeschehen – und zur Zukunft unserer Stadt. Mit dem jungen Landesvorsitzenden Christoph Ploß bildet er die neue Führung der CDU. Wird sie einem “Weiterso” entfliehen können und neue Akzente für die Stadt setzen, fragt ihn Wolfgang E. Buss. Hören Sie dazu den neuen Podcast.

Die Hamburger CDU musste in der vergangenen Bürgerschaftswahl eine riesen Schlappe hinnehmen: Mit nur 11,2 Prozent fuhr sie ihr bisher schlechtestes Ergebnis ein. “Wir hatten mit Verkehr – Hamburg ist noch immer die Staustadt Nummer 1 –, und mit Wirtschaftspolitik schon die richtigen Themen gesetzt, doch die Menschen haben uns nicht zugetraut, Hamburg gut zu regieren. Auch die Wahlkampagne ist nicht so gelaufen, wie wir es uns gewünscht hatten. Doch Chistoph Ploß und ich haben daraus gelernt und können es jetzt besser machen! In vier Jahren werden wir wieder ein besseres Ergebnis haben!”

Doch zur Zeit beherrscht Corona alle Themen. Thering spricht mit vielen Menschen der Stadt und erlebt die Menschen mit ihren Sorgen und Ängsten. Insgesamt sei Hamburg verhältnismäßig gut durch die Krise gekommen, sagt er. Es gebe eben keine Blaupause zur Bewältigung so einer Krise. Aber es gebe auch schlechte Beispiele, so seien die Schulen nur schlecht durch die Krise gemanagt worden und die fehlende Digitalisierung sei fatal deutlich geworden. Insgesamt allerdings sei der Senat nur schlecht in die neue Legislaturperiode gestartet: Schleppende Auszahlungen der Coronahilfen bis heute, eine zweifelhafte Party mitten im Lockdown ausgerechnet des Innensenators, die bis heute nicht wirklich aufgearbeitet ist, Bestechungsvorwürfe bei den Grünen. Es sei aber nicht möglich zu sagen, alles sei schlecht gelaufen, einige Sachen habe der Senat auch richtig gemanagt. Doch die größte Herausforderung steht noch bevor: Die Wirtschaft nach Corona wieder zum Laufen zu bekommen.

Auch der Impffortschritt ist Grund großer Enttäuschung, lässt sich aber nicht allein dem Senat zuschreiben. Hier seien auch große Fehler bei der Impfstoffbeschaffung auf EU-Ebene die Gründe. Und die Virus-Mutationen hätten ihr Übriges getan. Doch diese Kritik hat er bereits auf den regelmäßigen Fraktionstreffen geäußert, der sogenannten “18-er-Fraktionsvorsitzenden-Video-Konferenz”, gemeinsam mit der Kanzlerin und dem Fraktionschef der Unions-Bundestagsfraktion. Normal findet dieses Treffen in Berlin statt, jetzt nur virtuell. “Wir können dort allerdings keinen direkten Einfluss auf die Kanzlerin nehmen”, so Thering etwas bedauernd, “vielmehr geht es hier um einen allgemeinen Austausch!”

Bei den Hamburgerinnen und Hamburgern herrscht noch immer eine große Verunsicherung vor, so Thering. Während seiner politischen Sprechstunden erfährt er mehr über die Sorgen der Bürger die keinen Impftermin zu bekommen, Menschen aus der Wirtschaft, die dringend auf die immer noch schleppend ausgezahlten Hilfsgelder warten, aber auch die große allgemeine Verärgerung über den Hamburger Senat komme zum Ausdruck. Wir versuchen dann schnell Hilfestellung zu geben, so Thering. Der Vertrauensverlust in die Politik ist enorm, Zukunftssorgen stehen im Vordergrund, möglicher Jobverlust, Menschen, die eine Immobilie erworben haben machen sich Sorgen um ihren Arbeitsplatzerhalt. Zurzeit ist die drohende Insolvenzwelle noch ausgesetzt, droht aber einzutreffen, sobald die ausgesetzte Insolvenzordnung wieder in Kraft tritt. Doch die Menschen sind auch gespalten: Die einen fordern härtere Maßnahmen – die anderen dringend Lockerungen.

Allerdings sind im wirtschaftlichen Umfeld der Pandemie nicht nur Verlierer zu beobachten. So macht der Online-Handel gewaltige Gewinne, Discounter und Drogerie-Märkte schwimmen nur so in Geld. Sie dürfen durchgehend öffnen – andere kämpfen ums Überleben oder sind längst Pleite. Auch das Handwerk boomt unverdient! Wird es hier einen Lastenausgleich geben müssen, um diese fatalen Ungerechtigkeiten abzufedern? Und wird endlich ein gerechtes Steuersystem inkrafttreten, dass es den Giganten der Branchen, wie Amazon, endlich unmöglich wird, beliebte Steuerschlupflöcher zu nutzen? Thering ist hier zurückhaltend. Corona-Mittel müssten jetzt helfen, ob es aber einen “Lastenausgleich” geben wird? “Aktuell steht das jetzt nicht auf der Agenda”, so Thering. Allerdings müssten Steuerschlupflöcher geschlossen werden. Doch warum ist das nach 16 Jahren Merkel noch immer nicht geschehen? Die Menschen sind wütend, gegenüber diesem Unrecht? “Grundsätzlich ärgert sich die Kanzlerin auch darüber”, so Thering – und dann aber kommt der übliche Schwenk in die Verantwortungslosigkeit: Plötzlich sei es nun die Europäische Union, die hier noch im Wege stehe. Er selbst will sich aber für mehr Gerechtigkeit einsetzen. Es sei tatsächlich nicht erklärbar, warum der kleine Einzelhändler, der seit Monaten geschlossen ist – noch jeden Cent abrechnen und versteuern muss, während die Giganten vor Gewinnen nicht mehr gehen können. Wird sich der kleine stationäre Hamburger Einzelhandel nach Corona wieder erholen? Hier, so Thering, kommt es auch auf die Solidarität der Hamburgerinnen und Hamburger an. Werden sie ihn wieder besuchen, wenn er wieder öffnen darf? Während der Rot-Grüne Senat mitten in der Pandemie nichts besseres zu tun hat, als den Jungfernstieg endgültig für Autos zu sperren, so der Fraktionschef. Wer aus dem Umland in Hamburg einkaufen möchte, hat kaum noch eine Change. Und Online-Händler lachen! Die CDU-Hamburg will dazu zeitnah Alternativen erarbeiten.

Doch jetzt steht auch eine Bundestagswahl vor der Tür. Welche Themen wird die CDU dazu in den Vordergrund stellen? “An erster Stelle steht die Erhaltung der Arbeitsplätze nach der Krise. Wir müssen natürlich den Wissenschaftsstandort Hamburg – der noch immer deutlich unterfinanziert ist – in den Fokus stellen. Aber auch das Thema Mobilität wird uns beschäftigen, wir müssen mit neuen Antriebstechnologien in die Zukunft gehen”, so Thering. Auch der Klimaschutz stehe auf der Agenda, nicht nur bei anderen Parteien, aber eben im Einklang mit der Wirtschaft. Die Misere in der Hamburger Bildungspolitik ist durch Corona überdeutlich geworden. Hier will die CDU Verbesserungen. Wenn der Hamburger Schulsenator stolz berichtet, dass nun 95 Prozent der Schulen ans WLAN-Netz angeschlossen seien, ist das lächerlich. Das klingt heutzutage so, als würde er als Leistung hervorheben, dass alle Schulen schon elektrisches Licht haben! “Wir von der CDU wollen jetzt den digitalen Turbo zünden!”, so Thering. Nicht ganz selbstverständlich, hat doch die CDU-Kanzlerin die Digitalisierung in 16 Jahren radikal verpennt.

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https://magazine.hamburg/alstercast-dennis-thering-cdu-fraktionschef-in-der-bevoelkerung-herrscht-grosse-verunsicherung/

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Kolumnen Politik & Gesellschaft

Kolumne: Verlorene Jahre

Die Zeit einer Kanzler-Dämmerung ist immer auch die Zeit der politischen Bilanz. Zunehmend mehr Zeitgeschichtler, Publizisten und Intellektuelle stellen aktuell die Frage: Was hinterlässt Merkel nach bald 16 Jahren Kanzlerschaft? Das fatale Missmanagement der Pandemie wirkt aktuell wie ein Brennglas auf ihr politisches Erbe. Mit dem Irrtum um die „Osterruhe“, dem bisher dämlichsten Fehler in der Corona-Geschichte (den übrigens auch Tschentscher selbstgefällig mitgetragen hat), war das finale Eingeständnis des gemeinsamen Scheitern.

Selbst geneigte Medien des deutschen Mainstreams kündigen die Gefolgschaft und erkennen: 16 Jahre Merkel waren zu viel! 

Es gibt zahllose Gründe: Merkels sogenannter „europäischer Ansatz“ bei der völlig misslungenen Impfstoffbeschaffung bildet den vorletzten tragischen Akt ihrer Kanzlerschaft. Ist doch Europa selbst in den letzten 16 Jahren zu einem kranken Selbstbedienungsladen für Süd- und Nehmerländer geworden, während unser wichtigster Partner – Großbritannien – in der Zeit ihrer Kanzlerschaft von der Fahne ging. 

Auch die CDU selbst erodierte. Ich erinnere mich gut, als mitten in der Krise der Masseneinwanderung hunderttausender Wirtschaftsmigranten, die illegal nach Deutschland hinein liefen und von denen keine Behörde wusste, wer sie eigentlich waren und die heute mehrheitlich in unseren Sozialsystemen hängen, die Empörung kochte. Unsere regionalen CDU-Politiker gingen mit Schmerzen ins Bett, vom Spagat, den Merkel-Kurs ihren empörten Wählern schön reden zu müssen, wo sie selbst völlig anderer Meinung waren. Die Abneigung gegen Merkels „Willkommens-Kultur“ trieb CDU-treue Bürger massenhaft zur AfD. Sie kam mit 20 % in den Bundestag. Rekord! Die Partei verstand sofort und antwortete brav: danke Merkel! 

Sogar Merkels selbst gewählte Nachfolge ging schief: Eine überforderte und unbeliebte Annegret Kramp-Karrenbauer versagte – Merkel wollte sie ernsthaft zur Kanzlerin machen. Und nebenbei sollte ein Mann abserviert werden, der aufrecht gehen und denken kann und zu ihrem schärfster Kritiker wurde: Friedrich Merz – ausrangiert und mit ihm das letzte bisschen Hoffnung auf den CDU-Markenkern.

Niemand zuvor hat dieses Deutschland so gespalten wie Angela Merkel! Der Begriff „alternativlos“, den sie gesellschaftsfähig machte, führte zur Spaltung in ein Deutsches „gut“ und „böse“. Wer „anders denkt“ wird diskreditiert. Klar! Gibt es keine Alternativen, ist jeder, der trotzdem alternativ denkt, ein Querulant, ein Irrer. Das war ihr Vergehen an unserer Demokratie, die vom Diskurs lebt.  

Ihr überraschender Atom-Ausstieg aufgrund eines schweren Seebebens vor Japans Küste und die überhastete sogenannte „Energie-Wende“, hat zu nichts weitergeführt, als den bei uns weltweit höchsten Strompreisen. Und eine deutliche Stärkung der Grünen.

Ihr aber wohl schwerster, unaufholbarer Fehler: Sie hat ihre politische Kraft – statt in die kolossal wichtige digitale Zukunft Deutschlands – eingesetzt, um den Dieselmotor und die deutsche Automobilindustrie zu diskreditieren. Alle digitalen Schlüsseltechnologien liegen jetzt im Silicon Valley oder in China. Zum traurigen Höhepunkt und Kronzeugen des digitalen Versagens wurde die „Corona-App“.

Warum Merkel trotz allem über 15 lange Jahre von einer wohlwollenden Journaille getragen wurde, muss medienwissenschaftlich noch aufgearbeitet werden. 

Und: Was hatte sie wirklich vor mit Deutschland – die in schwierigen brandenburgisches Stasi-Milieus aufgewachsene FDJ-Aktivistin? 

Und: Was ist übrig? 16 verlorene Jahre! Und eine enttäuschte Gesellschaft.

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Politik & Gesellschaft

Neuer Podcast: Wird der Einzelhandel unfair behandelt? Ein Gespräch mit ECE-Chef Robert Heinemann

Der Einzelhandel leidet unter Corona – wird er ungerecht behandelt? Die eingeleiteten Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie haben dazu geführt, dass der Handel inzwischen 6 Monate geschlossen. Politische Versprechen wurden gebrochen, der Handel kämpft ums Überleben. Wir sprachen dazu mit ECE-Chef Robert Heinemann (AEZ), der auch einen politischen Blick auf das Geschehen richtet. Ungerecht, sagt er klar, geht es derzeit auf jedenfalls zu. Und was wird aus den Zentren? Während der Online-Handel durch die Decke geht!

“Wir haben uns entschieden, keine weiteren Einkaufszentren mehr in Europa zu entwickeln. Wir sind der Meinung, dass dieser Markt gesättigt ist.” Die ECE hat sich einem großen Strukturwandel unterzogen und sich völlig neu organisiert und aufgestellt. Heinemann beschreibt im Podcast die neu entwickelten Bereiche. Wohnungsbau, Logistikzentren und Fondgesellschaften nehmen einer immer breiteren Raum ein.

Der Einzelhandel bleibt ein starker Bereich, steht aber unter Druck. Die Hamburger ECE leidet mit ihren über 200 Einkaufszentren stark unter den politischen Maßnahmen. Dass der Einzelhandel in großen Teilen über Monate schließen muss, bezeichnet Heinemann als “merkwürdig”, da er nach einer Reihe wissenschaftlicher Studien kein Ort ist, wo man sich infiziert, Großraumbüros, Kitas bilden ein deutlich höheres Risiko. Dennoch hat sich die Politik entschieden, den Einzelhandel bis auf lange Zeit zu schließen, bedauert Heinemann. Viele Händler stehen am Rande des Abgrundes – oder sind schon “durchs Rost gefallen”. Insbesondere die kleinen Unternehmen werden auch nicht mehr die Kraft haben, sich neu zu erfinden. Die nötigen finanziellen Mittel für Investionen in Digitalisierung sind nicht mehr aufzubringen.

Hören Sie das das ganze Gespräch als Podcast:

https://magazine.hamburg/alstercast-der-einzelhandel-leidet-unter-corona-wird-er-ungerecht-behandelt-ece-chef-robert-heinemann-im-gespraech/