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Politik & Gesellschaft

Die neue Basis

Immer wieder gründen sich neue Parteien. Die „Basisdemokratische Partei Deutschland“ hat es auch getan und hat aus dem Stand bereits über 25.000 Mitglieder gewonnen. Sie ist Deutschlands neunt-größte Partei – nach der AfD. Ein großer Anfangserfolg. Nun treten sie zur Bundestagswahl an. Wolfgang E. Buss lud Basis-Vertreter aus dem Alstertal zu einem Gespräch ein.

Parteien zu gründen ist eine vornehme Aufgabe der Demokratie. In unserer Verfassung ist das fest verankert. Artikel 21 definiert das so: ‚Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit. Ihre Gründung ist frei. Ihre innere Ordnung muss demokratischen Grundsätzen entsprechen. Sie müssen über die Herkunft und Verwendung ihrer Mittel sowie über ihr Vermögen öffentlich Rechenschaft geben’.

Die Argumente für eine Parteigründung liegen meist in der Unzufriedenheit ihrer Gründer und Mitglieder mit den bestehenden politischen Strukturen. Sie wollen es besser machen. So ging es auch dem Bergstedter Volker Schwikowski , aktuell Pressesprecher der Basis, sowie dem Alstertaler Steuerberater und Finanzexperten Jörn Böttcher. Er ist selbstbewusst und stellvertretender Vorsitzender der neuen Partei im Landesverband Hamburg und ihr Direktkandidat für die Bundestagswahl im Bezirk Hamburg Nord.

Doch warum genau hat er sich für die Mitarbeit dieser neuen Partei entschlossen? Böttcher übt in seiner Antwort zunächst viel Kritik an den bestehenden politischen Strukturen: Zerrüttete Staatsfinanzen, Schuldenunion, aufgeweichte Mastrichtkriterien, weltweit höchste Steuern und Abgabenlast bei den weltweit höchsten Energiepreisen, die Bildungsmisere, ungesteuerte Migration – und dann nennt er noch die miserable Corona-Politik. Genügend Gründe, eine neue Partei zu gründen, so Böttcher. 

Die Basis ruht auf den vier Säulen: Freiheit, Machtbegrenzung, Achtsamkeit und Schwarmintelligenz. Doch was ist der Unterschied zwischen einer „normalen“ Demokratie und der Basis-Demokratie? Der Abgeordnete muss der Meinung der Parteimitglieder folgen, der durch „Konsensierung“ herbeigeführt wird. „Das kann man auch Schwarmintelligenz nennen“, so Schwikowski in unserem Gespräch. „Die Weisheit der Vielen – nach der alle handeln“, fügt er hinzu. Der Begriff „Achtsamkeit“ fällt in diesem Zusammenhang, ein Aspekt, der im bisherigen Parteienspektrum nicht vorkommt, ebenso wenig wie der Begriff „Glück“. 

Machtbegrenzung aber sei wichtig: „71 Abgeordnete im Finanzausschuss der Bundestages sitzen 2.000 bezahlte Lobbyisten gegenüber. Sie steuern die Politik mit Geld“, so Böttcher und dem will die Basis entgegenwirken. Ferner kritisiert er, wohin sich unsere Demokratie nach seiner Beobachtung entwickelt hat: Polizei, Staatsanwaltschaften, Gerichte, Gewerkschaften, Verbände, der Rundfunkrat, alle seien unterwandert und besetzt mit Menschen, die sich ihre Positionen nicht durch Qualifikation erworben haben, sondern einfach durch das richtige Parteibuch. Alles diene nur den bestehenden Parteien und ihrem Machterhalt. 

Ich frage noch einmal nach, wie wollen die Polit-Neulinge der Basis konkret etwas verändern in den vielen Bereichen und Politifeldern? Außen, Sicherheit, Finanzen, Soziales, Klima? Man will zunächst im Kleinen die globalen Zusammenhänge beobachten und dann im Wahlprogramm finalisieren. Das klinge etwas naiv, räumt Böttcher ein, ohne Macht und Medien, aber mit den Menschen sei es machbar. Und die wollen sie gewinnen, ihnen Wertschätzung geben. Statt nur einmal im Jahr die Pflegekräfte zu beklatschen, wollen sie sie aktiv von zu hohen Steuern entlasten. Als Steuerberater kennen er sich aus, wie nicht Selbstständige und Selbstständige von der Lohn- und Einkommensteuer befreit werden können. Nur „passive Einkünfte“ will die Partei weiter besteuern, also „leistungslose Einkommen“, wie die Wertsteigerung von Immobilien und Aktien. Und natürlich Kapitalgesellschaften. Endlich müssten auch die multinationalen Konzerne richtig besteuert werden. Das klingt radikal, so Böttcher zu diesen Forderungen, aber es sei finanzierbar, dazu hat er bereits viel erarbeitet. Eine weitere Forderung: Die „Politikerhaftung“, jeder in der Politik müsse für seine Fehler selber haften. Und Qualifikation: Als Bankkaufmann soll keiner Gesundheitsminister werden können. Nur Experten will die Basis in der Politik sehen.

Ihren Ursprung allerdings sieht die Basis in der Corona-Politik. Manche Medien bezeichnen die Partei daher als „Corona-Protestpartei“. Werden doch Namen im Mitgliederverzeichnis genannt, die als „Corona-Leugner“ abgekanzelt wurden, wie der Mediziner und ehemalige SPD-Abgeordnete Dr. Wolfgang Wodarg. Er ist Spitzenkandidat für die Bundestagswahl der „Basis” in Mecklenburg-Vorpommern. Ebenfalls kandidiert der emeritierte Mikrobiologe Prof. Dr. Sucharit Bhakdi mit seiner Frau Karina Reiß für Nordrhein-Westfalen. Auch er wurde in den Medien nahezu tot geschwiegen – findet im Netz allerdings eine große Verbreitung. Sie wollen ausdrücklich keinen Druck auf Menschen ausüben, die sich nicht impfen lassen wollen. Daher arbeiten sich die „Mainstream-Medien“ und die den „Altparteien“ nahestehenden Journalisten derzeit an der Basis ab. Wer hier recherchiert, trifft ausschließlich auf Skepsis. Man will gefährliche „Querdenker und Andersdenkende“ identifiziert haben und sucht nach möglicher Nähe zu rechten oder linken Strömungen. Schnell wird die Partei zu einer Gruppe von Covidioten oder Aluhut-Trägern abqualifiziert. Das könnte der Partei schaden – oder sie stark machen. Denn ein Bürger freien Geistes kann auch als Kompliment verstanden werden. In diesem Zwiespalt stellt sich die Basis zur Wahl.

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Kultur

Jetzt entdecken: Das Herrenhaus in Wohldorf-Ohlstedt

Es hat eine 300-jährige Geschichte. Erleben Sie das Herrenhaus am „Tag des offenen Denkmals“ einmal life! Am Samstag, den 11. September um 14 Uhr können Sie es besuchen.

Der „Tag des offenen Denkmals“ will Geschichte erlebbar machen. Wo sich heute das Herrenhaus Wohldorf befindet, erhob sich einst die Burg Wohldorf als Sitz der Schauenburger Grafen. Auf den Ruinen der Burg standen später zwei Herrenhäuser von 1440 und 1489. 

Die Geschichte des Wohldorfer Herrenhauses reicht 300 Jahre zurück. In den Jahren 1712 bis 1713 wurde es im Auftrag des Hamburger Rats als Amtssitz für die Waldherren – so hießen damals die Senatoren, die mit der Verwaltung der Walddörfer betraut waren – errichtet. Später wird es zum „Lusthaus“, das den Spitzen der Verwaltung zur Erholung diente. Mittlerweile ist das denkmalgeschützte Gebäude, das sich heute als schmucker Backstein-Fachwerkbau präsentiert, im Innern etliche Male umgebaut worden. Doch äußerlich, wie alte Fotografien und Zeichnungen beweisen, ist er fast original erhalten. Wer heute von der Herrenhausallee kommend, den Auewanderweg entlang in Richtung Wohldorfer Wald spaziert, kann einen Blick auf das reizvolle Anwesen werfen, das auf einer kleinen, von einem Wassergraben umgebenen Insel, liegt. Naturfreunden erschließt sich hier der Reiz einer jahrhundertealten Kulturlandschaft. Wohldorf- Ohlstedt, ganz besonders das alte Wohldorf, ist mit seinen vielen erhaltenen historischen Gebäuden, die den kleinen Siedlungskern bis heute prägen, und seiner vielseitigen Natur einer der idyllischsten Stadtteile Hamburgs. So ist die Herrenhausallee am Mühlenteich mit ihren Ausflugslokalen idealer Start- und Zielpunkt für natur- und heimatkundliche Wanderungen durch den Wohldorfer Wald, der Wohldorf und Ohlstedt miteinander verbindet. Von dort aus sind die wichtigsten historischen Gebäude – die Wohldorfer Kornmühle, die Landarbeiterhäuser, die Kupfermühle und eben auch das Wohldorfer Herrenhaus – gut zu Fuß zu erreichen. Die Sehenswürdigkeiten – allesamt architektonische Kostbarkeiten – sind vor Ort gut beschrieben.

Die Geschichte des Herrenhauses ist wechselhaft. Während der französischen Herrschaft wird das Herrenhaus 1811 meistbietend für 300 Mark jährlich an den Kaufmann Paul Trummer (Vater des Schriftstellers Dr. Carl Trummer) verpachtet, nachdem Mobiliar und Inventar auf Befehl der neuen Behörde verkauft wurden. Trummer unterhält das Haus fünf Jahre lang. 1816 bittet er den Senat, von seinem noch bis 1820 laufenden Vertrag zurücktreten zu dürfen, was der Senat ein Jahr später genehmigte. 1818 protokolliert Senator Jenisch, dass das Herrenhaus den Waldherren wieder zur Verfügung stehe. 1820 wird es wieder möbliert. Für den damaligen Waldherren Johann Heinrich Bartels, der noch im selben Jahr Bürgermeister von Hamburg wird, ist das Haus in dieser Zeit der „angenehmste Aufenthalt“. Nach dem Abzug der Franzosen wurde zunächst die alte Ordnung wiederhergestellt. Allerdings wurde zu diesem Zeitpunkt schon seit längerem Kritik insbesondere an der traditionellen Sonderstellung der geistlichen Besitzungen und der daraus resultierenden Zersplitterung der einzelnen Gebiete laut. Nach jahrelangen Verhandlungen zwischen Rat und Bürgerschaft trat schließlich zwischen 1830 und 1835 eine grundlegende Neugliederung des Hamburger Landgebietes in Kraft.

Im Zuge der Reorganisation der Landgebiete verliert das Herrenhaus seine amtliche Bedeutung.

Ausstattung und Unterhaltung erfolgen jedoch weiterhin auf Staatskosten. 1832 werden in und am Haus sogar noch einige bauliche Veränderungen vorgenommen. Denn Senats- und Kämmereimitglieder hatten einen anderen Verwendungszweck für das Haus gefunden. Künftig sollte es ihnen als sommerliche Residenz zur Verfügung stehen. 27 Jahre lang – von 1898 bis 1924 – diente das Herrenhaus den Spitzen der Verwaltung als sommerliches Domizil. Im Winter wurde es nicht genutzt. Währenddes Ersten Weltkriegs konnte es nicht mehr im notwendigen Maße gepflegt und gewartet werden.

Während der Zeit des Nationalsozialismus diente es den Nazigrößen und geriet nach demKrieg etwas in Vergessenheit.

Ab 1962 gab es dann Überlegungen, das traditionsreiche baulich reizvolle Haus vor dem Verwohnen zu schützen, es im alten Stil wieder einzurichten und der Bevölkerung zugänglich zu machen. Den Anstoß gab Alfred Toepfer, im Kontakt mit Herbert Weichmann – dem damaligen Bürgermeister der Hansestadt (1965 bis 1971 im Amt). Der Hamburger Kaufmann und Mäzen hatte 1964 das Staatsgut Wohldorf durch einen Pachtvertrag vor dem Abriss gerettet und auf Vordermann gebracht. 

In den kommenden Jahren entwickelte sich das ganzjährig geöffnete Haus durch den neuen Hausherren und die Alfred-Töpfer-Stiftung zu einem kulturellen Anlaufpunkt. Zu den Prominenten,

die das Gästehaus der Stiftung ebenfalls nutzten, gehörten 1971 unter anderem die britische Primaballerina Margot Fonteyn de Arias sowie Astrid Lindgren, die auf Einladung des Oetinger Verlags in Duvenstedt mehrfach in Hamburg weilte und im Wohldorfer Herrenhaus wohnte. Dort wird 1987 auch die Feier zum 80. Geburtstag der bekannten und beliebten Schriftstellerin ausgerichtet.

Am 6. Juli 1996 erwirbt der Hamburger Kaufmann Günther Sawitsch des Herrenhaus, der es mit seiner Ehefrau ab März 1997 bewohnt und aufwendig sanierte. Er wird am 3. September den Gästen mit seinem Freund Wolfgang E. Buss für Fragen zur Verfügung stehen.

Treffpunkt: Herrenhaus in Wohldorf-Ohlstedt, Herrenhausallee 4, Führung: Sa. 14 Uhr, mit dem Hausherren Günter Sawitsch und Wolfgang E. Buss (Dauer 1 Std.), nur nach Anmeldung bis 3. September möglich bei petra.stieger@bkm.hamburg.de. 

Hier die offizielle Broschüre über das Herrenhaus lesen: