<VO>Es tut weh und man kann schlechter hören: Mittelohrentzündung ist ein häufiges Leiden gerade bei Kindern. Doch nicht immer sind Antibiotika die beste Wahl.
<F>Jedes Jahr werden etwa 30 von 100 Kindern unter drei Jahren wegen einer Mittelohrentzündung ärztlich untersucht, das zeigen Auswertungen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. “Eine akute Mittelohrentzündung kann zwar stark schmerzen, ist aber nicht unbedingt gefährlich und heilt meist in zwei bis drei Tagen von selbst wieder aus”, sagt Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband. Häufig genügt es, die Schmerzen zu lindern. Eine Therapie mit Antibiotika ist daher in vielen Fällen nicht notwendig. Die akute Mittelohrentzündung (Otitis media) tritt meist in Zusammenhang mit einer Erkältung, Halsentzündung oder Grippe auf. Besonders betroffen sind Babys und Kleinkinder, da die Verbindung zwischen Rachenraum und Mittelohr (Ohrtrompete) bei ihnen noch sehr kurz ist. “Viren oder Bakterien führen zu Schwellungen im Rachenraum. Infolgedessen schwillt auch die Schleimhaut der Ohrtrompete und des Mittelohres an. Es kommt zu einem Sekretstau, der sich durch Schmerzen und Hörminderung bemerkbar machen kann”, so Ärztin Debrodt. Vor allem kleine Kinder können ihre Schmerzen noch nicht richtig zuordnen. Sie klagen über Bauchweh, obwohl ihnen die Ohren wehtun, oder schütteln den Kopf und reiben die Ohren. Nach dem siebten Lebensjahr sind Mittelohrentzündungen seltener, weil sich die Ohrtrompete und das Immunsystem weiterentwickelt haben. Frühzeitig zum Arzt gehen sollten Eltern allerdings immer mit Säuglingen bis zum Alter von sechs Monaten. Ein Arztbesuch ist auch ratsam, wenn das Kind hohes Fieber (ab 39 Grad Celsius) und ein starkes Krankheitsgefühl hat, das Immunsystem geschwächt ist oder wiederholt Mittelohrentzündungen aufgetreten sind bzw. das Ohr bereits operiert wurde.
Bei der körperlichen Untersuchung führt der Kinderarzt unter anderem eine Ohrenspiegelung (Otoskopie) durch, um das Trommelfell von außen zu beurteilen. Gemeinsam lässt sich dann besprechen, welche Form der Behandlung angebracht ist. Die schnelle Linderung der Ohrenschmerzen steht dabei im Mittelpunkt. Bessern sich die Beschwerden trotz Behandlung nicht oder treten Probleme wie Hörstörungen auf, ist ein erneuter Arztbesuch ratsam. Gegen die Schmerzen helfen Schmerzmittel, egal ob als Tablette, Zäpfchen oder Saft. Hat das Kind gleichzeitig einen Schnupfen, lassen Nasentropfen die Schleimhaut im Nasen-Rachen-Raum besser abschwellen. Dadurch wird das Mittelohr besser belüftet. Abschwellende Nasentropfen sollten nicht länger als eine Woche verwendet werden. Bei anhaltenden Beschwerden sollte man mit dem Hausarzt Rücksprache halten.
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BU: Mit einer Otoskopie wird der Zustand des Trommelfells von außen beurteilt.