Yakari ist beliebt bei den Kids. Die Geschichten des kleinen Sioux gibt es in Heft- und Buchform, seit 2008 als Zeichentrickserie auf KiKa und seit dem 29. Oktober auch auf der Kinoleinwand – unterbrochen durch den Lockdown – und dann wieder danach. Mit dabei ist Schauspieler Patrick Bach, zumindest seine Stimme. Der Duvenstedter spricht Kleiner Dachs, Yakaris besten Freund. Wir sprachen mit dem 52-Jährigen über Teamgeist und Tierliebe sowie Klischees und Grauzonen.
Alstertalplus.de: Du sprichst seit 2008 den Kleinen Dachs in der KiKa-Zeichentrickserie. Jetzt gibt es einen Kinofilm. War es anders, die Figur fürs Kino einzusprechen?
Patrick Bach: Lustig, die Frage wird mir häufig gestellt. Nein, denn der Ablauf ist ja genau der gleiche … es ist der gleiche Monitor, das gleiche Mikro und das gleiche Studio. Ich spreche die Figur genau wie in der Serie. Es wäre ja auch komisch, wenn ich zu den Produzenten sagen würde, ich habe mir bei der Serie keine richtige Mühe gegeben und jetzt für den Kinofilm, da mache ich es anders. Nein, ich bringe selbstverständlich die gleiche Leidenschaft und Freude mit. Was anders ist, ist das Danach: große Leinwand, roter Teppich, Gespräche auf der Bühne – in diesem Fall mit Nova Meierhenrich als Moderatorin. Es ist klasse, diesen Film auf einer großen Leinwand zu sehen, denn in der Kinofassung ist er grafisch etwas aufwendiger gestaltet als die Serie und teils sogar 3D-animiert. Da kommt schon das schöne Gefühl hoch „wir machen Kino“ und man ist stolz.
Den roten Teppich gab es gerade in Hamburg bei der Weltpremiere des Films. Was war das für ein Gefühl, wahrscheinlich nach längerer Zeit, mal wieder eine Premiere zu feiern?
Das war schön und hat viel Spaß gemacht, Diana Amft (spricht den Biber Lindenbaum, d.Red.) und ich waren ja quasi die Mainacts. Ich kenne Diana ein wenig vom Synchronsprechen, sie ist witzig und lieb. Es war ein schöner Tag, auch deswegen, weil wir das ganze Team, also auch die Zeichner kennen gelernt haben – einfach alle, die für den Film verantwortlich sind, auch die Leute hinter den Kulissen. Das ist eine Ausnahme.
Ist man beim Sprechen seiner Rolle denn immer ganz alleine?
Nicht ganz, da ist der Cutter, der bei einem sitzt, und hinter der Scheibe gibt es noch Ton und Regie. Es sind in der Regel also vier Personen anwesend. Zumindest beim Kinofilm.
Deine Figur Kleiner Dachs ist ja ein wenig tolpatschig. Was gefällt dir an ihr und gibt es Gemeinsamkeiten?
Die Freude und die Energie und den Willen etwas zu schaffen, da bin ich ganz bei Kleiner Dachs. Okay, dass ich manchmal ein bisschen tolpatschig bin, will ich gar nicht ausschließen … Es gibt schon einige Parallelen. Aber auch zu Yakari, falls ich ihn gesprochen hätte, ich bin ebenfalls jemand, der positiv denkt und nach vorne prescht. Bin genauso hilfsbereit. Aber das haben wir doch alle unterschiedlich ausgeprägt in uns. Trotzdem finde ich es immer schöner, den Antagonisten zu spielen oder zu sprechen. Weil es meist die interessantere Rolle ist, Fieslinge sind in Serien immer interessanter als der Sonnyboy. Da ich oft als Schwiegermuttersliebling besetzt werde, bin ich froh auch mal andere Rollen zu bekommen, bei SOKO Stuttgart war ich letztens der Mörder.
Was gefällt dir an Yakari?
Vieles. Zum einen hat mich immer die Tatsache fasziniert, dass die Serie Yakari trotz des recht einfachen Zeichenstils – ist ja mehr so Biene Maja-Style – in Zeiten moderner und hochanimierter Trickfilme ein Riesenerfolg war und ist. Weil die Geschichten, die Botschaften, funktionieren. Es geht nicht, wie meist üblich, um irgendwelche Sci-fi-Superhelden, die sich mit modernsten Waffen schlagen und kämpfen, sondern um Teamgeist, Mut, Zusammenhalt, Liebe und vor allem um den richtigen Umgang mit den Tieren und der Natur – gerade das ist heutzutage in Zeiten von Massentierhaltung, Artensterben und Klimaerwärmung immer noch ein brisantes Thema.
Meine Kinder sind mit der Serie großgeworden, haben zwei bis drei Staffeln gesehen und sind mit den Hörspielen eingepennt. Wir haben uns alle gefreut, dass nun ein Kinofilm kommt.
Es gab und gibt ja Diskussionen um Indianerkostüme beim Fasching und klischeehafte Rollen von Indianern in Filmen – Klischees werden ja auch bei Yakari bedient. War das Thema bei euch?
Das kam natürlich auf, auch die Frage, was man noch sagen darf (Pause) … Ich finde das unheimlich schwierig, denn ich bin mit diesen ganzen Sachen aufgewachsen, wir haben früher als Kinder Cowboy und Indianer gespielt und es gab damals einen Mohrenkopf und Negerküsse. Es gibt bestimmte Begriffe und Begrifflichkeiten, die sollte man aus rassistischen und moralischen Gründen nicht benutzen, deswegen finde ich es richtig, diese, wie auch die beiden eben genannten Namen, zu streichen. Aber warum sollte man keine Indianer mehr zeigen können. Oft ist es doch so, dass es die betroffenen Gruppen gar nicht stört, wir uns aber sehr viele Gedanken dazu machen. Man weiß ja in vielen Fällen gar nicht mehr, was man noch sagen darf. Und was mich an derartigen Diskussionen besonders stört, ist die Tatsache, dass es keine Grauzonen mehr gibt, sondern immer nur noch Schwarz oder Weiß. Wir leben in einer Zeit, in der man anscheinend nur dafür oder dagegen sein kann. Ein „lass uns doch mal in der Mitte treffen“ fällt komplett weg. Und wenn du dich dann für eine Seite entscheidest, kommt der mediale Shitstorm von der anderen. Aus diesem Grund kann man ja kaum noch unbeschadet Stellung zu wichtigen Themen beziehen – das ist leider ganz schlimm geworden.
Du hast ja schon einige Figuren synchronisiert, Zeichentrickfiguren wie Kleiner Dachs, aber auch Personen wie etwa Frodos Gärtner Samweis Gamdschie – was macht mehr Spaß, Menschen oder Zeichentrickfiguren?
Die reale Synchronisation ist natürlich näher an einem dran, es gibt mehr Menschlichkeit. Beim Zeichentrickfilm ist hingegen interessant, in die unterschiedlichen Chargen reinzugehen. Man hat viel mehr Möglichkeiten, die Stimme so zu verändern, dass man verschiedenste Tiere oder Figuren darstellen kann. Das macht wahnsinnig viel Spaß. Und klar, die Rolle des Samweis Gamdschie im „Herr der Ringe“ ist die größte Synchronarbeit, die ich machen durfte. Sie steht für mich, obwohl sie fast 20 Jahre zurückliegt, immer noch ganz oben auf meiner Liste.
Yakari ist jetzt draußen, was gibt es an weiteren aktuellen Projekten?
Ich habe einiges aufgenommen, das noch ausgestrahlt wird. Beispielsweise habe ich gerade bei einer bekannten und erfolgreichen TV-Serie mitgemacht – bei der ein Tatortkommissar mitspielt und dessen Namen ich vor Ausstrahlung leider nicht nennen darf –, bei der viel „Freestyle“ dabei ist. Man erhält lediglich vor dem Dreh einen roten Faden durch die Geschichte, dann sabbelt man drauflos. Das war eine interessante Erfahrung und sehr witzig. Ebenfalls abgedreht sind Handpuppenfolgen für KiKa. Ich bin ein Erdmännchen-Zahnarzt. Das wird Ende November ausgestrahlt. Es folgen auch noch einige feste Synchronrollen bis Ende des Jahres. Beispielsweise bin ich Nikolas Lüthi in der Serie „Die Punkies“. Das ist eine fünfköpfige Rock-Pop-Band – drei Jungs und zwei Mädels –, die bei ihren Gigs immer in Abenteuer hineinschlittern. Das Schöne an der Arbeit zur Serie ist, dass es auch einige Songs gibt und dass die Folgen im Ensemble aufgenommen werden. Das sorgt für Abwechslung und Spaß. Kai Wehl
Inhalt des Kinofilms:
Yakari hat einen Traum: Er möchte eines Tages auf Kleiner Donner reiten, dem Wildpferd, das noch von keinem Sioux gezähmt werden konnte. Als die Jäger seines Stammes eine Herde Mustangs einfangen, kann Kleiner Donner mit einem mächtigen Sprung wieder entkommen. Yakari folgt dem jungen Pferd und befreit es, als es seinen Huf unter einem Felsen eingeklemmt hat. Für diese mutige Tat verleiht ihm Großer Adler, Yakaris Totemtier, die Gabe, mit Tieren zu sprechen. Auf der Suche nach Kleiner Donner gerät Yakari in einen reißenden Fluss. Er klammert sich an einen Baumstamm, stürzt aber dennoch einen Wasserfall herab und treibt den Fluss hinunter, weit weg von seiner Heimat. Nun ist es Yakari, der die Hilfe von Kleiner Donner braucht: Gemeinsam machen sie sich auf den weiten und abenteuerlichen Rückweg durchs Gebirge. Dabei treffen die beiden nicht nur viele verschiedene Tiere, es machen ihnen auch Kälte und Hunger zu schaffen. Dazu sind ihnen Jäger eines feindlichen Stammes auf der Spur und ein Sturm droht, Yakaris Eltern, die auf der Suche nach ihrem Sohn sind, in Gefahr zu bringen… Kinostart 29.10.
Aufmacherfoto: Patrick Bach spricht im Yakari-Kinofilm Kleiner Dachs. © 2020 LEONINE